Halbschwarz
1999
Um in Bildern unseren Vorstellungen auf die Spur zu kommen, ihrer andeutungsweise habhaft zu werden, bieten sich indirekte, materialgebundene Verfahren an. Eins, das ich in jüngster Zeit erprobt habe, besteht darin, mit schwarzer Acrylfarbe auf hartem weißem Karton etwas flüssig zu malen, es dann abzulöschen auf einen anderen gleichen Grund, auch – wenn die Farbe es hergibt – diesen Vorgang mehrfach zu wiederholen. Beim Ablöschen überträgt sich das Gemalte nur partiell, farbfette Aufstriche bleiben stehen, anderes vergeht: Es zeigt sich deutlicher als im Erstgemalten der Vorgang des Malens, die Malbewegung. Hingegen wird das erstgemeinte Bild zunehmend unklarer und instabiler, es zerfällt in mehrdeutige Strukturen. Aus diesen lassen sich neue, vorher nicht bewusste, unbeabsichtigte Bilder gewinnen, indem man Teile der Bildfläche abdeckt, einschwärzt, und die einem dabei begegnenden Figuren herausstellt.
(Text auf Handzettel zur Ausstellung "halbschwarz" im Künstlerhaus Hamburg, 2001)